20200119 architektur

Raum in Raum

Die Idee der Architektur

Die Aachener Architektin Eva von der Stein hat mit Ihrem Entwurf einen Raum im Raum geschaffen, der die Identität der Unterkirche bewahrt. Sie greift dabei auf natürliche Materialien wie Holz, Stahl und Echtantikglas zurück, die sie mit sehr reduzierten, aber ausgesuchten Gestaltungselementen ergänzt. Gezielt setzt sie die Wirkung von natürlichem und künstlichem Licht ein. Eine große kreisrunde Struktur aus Holz, bestehend aus drei Segmenten, bildet einen neuen Raum in der alten Krypta. 776 Urnen finden in waagerechten Fächern in dem offenen Grabkreis aus geschichtetem Buchenholz ihren Platz. Das Material Holz erinnert dabei an die traditionelle Erdbestattung im Sarg.

Der offene Grabkreis verbildlicht die Gemeinschaft der Toten. Er ist nach Osten ausgerichtet und öffnet sich zu einem Lichthof außerhalb des Kirchengebäudes, dorthin, wo sich das Aeternum befindet. Das Aeternum stellt Ziel und Ende des Weges von Tod über Aufbahrung, Einäscherung, Trauerfeier und Urnengrab bis zur ewigen Ruhestätte dar. Eine Umfriedungsmauer aus Stampfbeton grenzt das Aeternum zum unteren Kirchplatz ab. Der Stampfbeton hat eine lebendige Struktur aus Sand, kleinen und großen Kieselsteinen, die sich in der Farbe an der Außenwand der Kirche orientieren. Der handwerkliche Herstellungsprozess bleibt in der lebendigen Oberflächenstruktur sichtbar. In der mittleren, oberen Öffnung der Mauer ist das Bronzekreuz von Benno Werth im Gegenlicht zu sehen. Der Blick des Betrachters wird vom Aeternum über das Kreuz in den Himmel gelenkt.

Im Columbarium wurde ein besonderer Bereich der Andacht geschaffen, geprägt von dem restaurierten Karfreitagskorpus aus dem 18. Jahrhundert, der weiterhin zu Stille und Gebet einlädt. Hier liegt das Totenbuch aus und es besteht die Möglichkeit eine Kerze zu entzünden.

Im Eingangsbereich des Columbariums wurde eine Wand mit Halterungen für Blumenvasen ausgestattet, die sich an der strukturellen Architektur der Oberkirche orientiert. Hier befindet sich mittig angebracht eine Ablage mit einem Buch, in dem die Besucher eingeladen sind Gedanken, Gebete und letzte Grüße an die Verstorbenen zu hinterlassen.

Die kubischen Schmuckurnen, die in den Fächern liegen, bestehen aus geschwärztem Stahl. Die Angaben zum Verstorbenen werden zur Beisetzung in einheitlicher goldfarbener Schrift aufgebracht. Die Verbundenheit der Doppel- und Familiengräber wird durch ein goldfarbenes Rechteck kenntlich gemacht.

Das Columbarium ist ein Raum der Stille, aber kein abgeschiedener Ort. St. Gregorius liegt an einer Straßenkreuzung, neben dem Columbarium befindet sich der Gemeinschaftsraum, in der Nachbarschaft treffen sich Jugendliche in der Eismühle.

Mit der in Planung befindlichen Umgestaltung des unteren Kirchplatzes wird die Umbaumaßnahme abgerundet. Hier wird ein Platz für alle Gemeindemitglieder entstehen, der eben auch von Leben umgeben ist, zum Verweilen einlädt und dabei die Ruhe der Verstorbenen im Columbarium respektiert.

Tod und Leben gehören zusammen.

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